Zypern 2012 - ein Reisetagebuch

Die ersten Tage

Die nächtliche Fahrt zum Flughafen nach Bremen war ermüdend, das Herumstehen an der Gepäckabgabe unaufregend, vor allem um 4 Uhr morgens, geprägt von verschlafenem Schweigen. Dafür gab es ein respektables Frühstück im Flugzeug. Ab da ging es bergauf.
In Larnaka wartete bereits der Autovermieter, so dass wir uns bei angenehmen 32° Richtung Pomos auf den Weg machen konnten. Rechts vor Links, aber links fahren und schalten ist gewöhnungsbedürftig, aber nach 3 Tagen schon nicht mehr so anstrengend. Nach 3 Stunden Autofahrt und Einkaufsstopp trafen wir gegen 19 Uhr am Quartier ein, wo unsere Versorgungspakete, etwas ramponiert zwar, schon auf uns warteten.
Bild Sun Camero
Das Apartment ist schön, hat einen Balkon Richtung Meer, einen passenden Sonnenuntergang zum Abendessen inklusive. Am frühen morgen, ist es noch ganz still, nur das Meer schubst beständig Steine am Strand umher. Der Strand am Apartment selbst wird von großen Steinen bestimmt, so ist es bei etwas Wellengang schwierig ins Wasser zu kommen. Nicht weit jedoch, etwa 2 km in Pachiamos, gibt es einen Strand mit schwarzem Sand und wenig unangenehmen Steinen im Wasser. Dort ist das Wasser im Juli angenehm warm, so dass Baden richtig Spaß macht.

Die erste Woche verbrachten wir mit Besichtigungen -in Pafos gibt es wunderschöne Mosaike aus dem 4.-2.Jh. -, Einkaufen , Baden und den Tag vertrödeln.
Um für ausreichend Abwechslung zu sorgen, hatten wir ja ein kleines rotes Auto gemietet, mit dem wir oft auf Ausflug fuhren. So brausten wir auch am Sonntag Kurve um Kurve auf Kato Pyrgos zu, um uns die Sache mit der UN, den Griechen, den Türken und der Pufferzone mal näher anzuschauen. Nach einer Trinkpause in Kato-Pyrgos mochte dieses zauberhafte Auto nicht mehr anspringen - akuter Strommangel. Wir bekamen es zwar noch angelaufen, eine wahre Freude in der Mittagssonne, doch die Batterie bedankte sich auf ihre Weise, verweigerte jeden Ladeversuch und stellte sich tot.
Gespannt darauf, wie der Vermieter das Problem lösen würde, beschlossen wir den Tag.
Die Sache mit dem Auto war überraschend pflegeleicht. Montag morgen rief der Verleiher an, avisierte zu 11 Uhr einen Monteur, der auch passend eintraf und nach einer Stunde fertig war. Ich habe mich zweimal gefragt, ob ich das nicht geträumt hatte.

Dienstag, 17.7. - beim Zahnarzt

Montag Abend waren Iris Zähne dann ihrem Biss nicht mehr gewachsen, eine Doppelkrone gab auf. Zum Glück hat Sie sie bergen können und so waren wir Dienstag Vormittag in Sachen Zahnarzt unterwegs.
Eine grobe Zielvorstellung hat uns unser Vermieter mit gegeben, für die Feinabstimmung wollten wir uns durchfragen. Erst im 4. Anlauf bekamen wir einen Hinweis! Gehen die hier nicht zum Zahnarzt? So groß ist Polis nun nicht, dass es dutzende Zahnärzte gibt.
Vor der geschlossenen Praxis angekommen, beratschlagen wir was zu tun ist, als eine Frau vorbeikommt, die sich als zypriotische Berlinerin herausstellt und falls es den ein schwarzer Zahnarzt auch sein dürfte, würde sie uns den Weg zeigen. Seit wann arbeiten Zahnärzte schwarz, wunderte ich mich, jedoch, als sie ihn uns vorstellte war mir klar, sie Bild beim Zahnarzt  meinte die Hautfarbe!! Grummel - dies ist Europa 2012 und nicht die Süd-Staaten der USA 1950. Nun, der Dentist verließ seine Hängematte und brachte Iris in sein Behandlungszimmer, das hinter seinem Haus im Garten lag. Dazu gehörte ein Wartezimmer mit 5 Sesseln. Das Behandlungszimmer wurde von einem wuchtigen Schreibtisch geteilt, dahinter ein Stuhl und ein Bücherregal, davor ein Behandlungsstuhl und Arblageflächen an den Wänden. Auf dem Schreibtisch lag grobes Werkzeug, ein Kuttermesser, eine Wasserpumpenzange und ein 30 cm langer Schraubendreher.
Ich flüchtete in den Vorgarten, zur Hängematte und bequemen Sesseln.
Nach einer Stunde war das Werk vollbracht, nur am Bezahlen sind wir fast gescheitert. Des Dentists Kartenleser mochte lieber mit der Bank telefonieren, statt seiner Bestimmung zu folgen, eine Karte zu lesen und die Buchung einzuleiten. Gut das niemand wartete und wir noch 50€ cash hatten.
Das Werkzeug auf dem Schreibtisch diente sehr wohl der Behandlung: Der Dentist musste jedesmal vor Benutzen des Bohrstuhls den Druckschlauch neu montieren und nach kurzer Benutzung wieder abmontieren, weil die Anlage wegen der Hitze den Druck nicht lange halten konnte und er wohl kein Geld für die entsprechende Erneuerung hatte. Nun ist Brücke ist wieder fest und Madame kann wieder kraftvoll zubeißen.

Nikosia- Freitag, 20.7.

8:30: "Bist Du schon wach?" Nein ich bin nicht wach. "Fein, wenn wir jetzt frühstücken, können wir heute nach Nikosia fahren." Jetzt war ich wach.
2 Stunden später fuhren wir Kurve an Kurve durch eine nur von Ziegen, Kiefern und wenigen Soldaten bewohnte Berglandschaft. Spitze Kehren und Steigungen zwischen 8% und 12% bestimmen die Straße und natürlich reichlich Kurven, so dass wir uns mit 30 km in der Stunde auf Nikosia zu bewegten, auf einer Gesamtstrecke von etwa 130 km.
Wir wählten die Fahrt von Kato Pyrgos durch die Berge, weil wir nicht durch die besetzten Gebiete fahren wollten, was deutlich schneller gegangen wäre. Aber wir hatten halt keine Lust, uns mit dem Prozedere der Grenzabfertigung zu befassen, Autoversicherung abschließen, Geld umtauschen und was sonst noch.
Der Zypernkonflikt begleitete uns ohnehin auf dem ganzen Weg. Alle paar Kilometer gab es grün gestrichene Wachhäuschen, bunkerähnliche Quatiere mit Zaun und Verbotsschildern. Selbst die Wartehäuschen für den Bus waren tarnfarbengrün bunt gestrichen. Einen Bus haben wir nicht gesehen, vielleicht hatte der sich gerade ein Tarnnetz übergezogen. Sonst war die die Fahrt übersichtlich, hin und wieder lag Geröll auf der halben Straße, dazwischen eine tote Ziege, schon ziemlich bleich an den Knochen und abgenagt. Ab und zu kam uns eine UN-Patrouille entgegen. Ansiedlungen gab es auf diesem 50km Straßenabschnitt nicht.
Ab Linou verlief die Straße in der Ebene mit einem Stück Autobahn kurz vor Nikosia. Dank Karte aus Papier verbunden mit OSM und GPS gelang uns in Nikosia eine Punktlandung direkt am Rande der Altstadt.
Als wir ankamen, war es 13:30, das Freitagsgebet zu Ende, - die Moschee entließ die Gläubigen in großer Zahl. Den Häusern des eher türkisch geprägten Stadtkerns sah man an, dass sie schon bessere Zeiten gesehen hatten. Viele Geschäfte standen leer, die Häuser arg baufällig. An einem ehemals vornehmen Haus mit schmeiedeeisernen Balkongittern und herausgefallenen Decken Schilder: "dangerous building". Dazwischen immer wieder Souvenir-Shops, Cafes und Restaurants.
In den Cafes viele Männer mit Wasserpfeifen, der Orient lässt grüßen! Der ausströmende Duft macht einen den Orient förmlich riechen. Verschleierte Frauen konnte ich nicht entdecken, dafür zahlreiche schwitzende Touristen. So erklärten sich dann auch die Preise; 11 € für 2 Soda und einen kalten Kaffee.
Dafür gab es dann noch eine Aufregung dazu: ein Linienbus hatte unweit unseres Cafes mit Getöse drei Parkverhinderungssperren aus 80*6 cm Stahlrohr umgefahren und war entschwunden. Einige Passanten , die sich hinter den Rohren in Sicherheit wähnten, waren schockiert, herbei geeilte Zuschauer unterstützten sie dabei.
Für uns stand noch der geschichtsträchtige Grenzübergang an der Ledera-Straße auf dem Programm, der erst 2008 von seiner durch UN-Soldaten bewachten Barrikaden befreit wurde. Heute schaut es aus wie ein Grenzübergang für Fußgänger, - Leute laufen am Wachposten vorbei zur türkischen Seite. Doch die Teilung durch die Stadt sitzt tief. Eine Querstraße weiter ist vor einer die Straße teilenden Mauer ein Kebab-House, es heißt: "Berlin Wall No. 2".
Verwundert war ich ein wenig in der Lederastr. ausgerechnet eine Frikadellenbude mit seinem typischen gelben M zu finden, voll gestopft mit Leuten die sich mit Hamburgern, Pommes und Cola abfüllten, wo es doch nur einige Häuser weiter kleine Köstlichkeiten wie mit Kartoffelbrei, Kräutern und Käse gefülltem Blätterteiggebäck gab. Und vieles mehr, was eher an diesen Ort passte.
Leider war die Zeit durch die lange Fahrt zu kurz, um gezielte Besichtigungen vorzunehmen, - der Altstadtbummel musste reichen.
"Machen wir es uns bequem, lassen wir uns aus der Stadt heraus lotsen." Doch Navis sind politische Ignoranten. Es geleitete uns unversehends zu einem Übergang zu dem "Occupied Area". Also doch Handarbeit mit Karte ohne Kompass, die Auschilderung erwies sich tatsächlich recht brauchbar, - wenn uns auch manchmal das Offensichtliche verborgen blieb an Stellen, an denen die Wegweiser fehlten. Die Rückfahrt war recht unspektakulär, einmal Benzin, zweimal Wasser gekauft, bis mit lautem Knall unsere Fahrt unterbrochen wurde.
Ich hatte einen der zahlreichen Steinabgänge getroffen, was uns den linken Vorderreifen samt Felge kostete. Und das an einer Straße in den Bergen, an der sich nicht mal Fuchs und Hase kennen. Bange Minuten, bis klar war: es gibt einen Reserve-Reifen, wenn auch nur einen halben, ein Notrad eben. Werkzeug gab es auch. 20 min später konnten wir weiterfahren, wenn auch nur max. 80 km/h, aber davon kann man auf einer Bergstraße eh nur träumen.
Samstag Morgen besuchten wir einen Reifenhändler, der uns die Felge richten wollte. Als wir das Rad abholten, war die Felge fertig, jedoch wies er uns auf den stark abgefahrenen Reifen hin, mit dem Rat, den Autovermieter zu kontaktieren.
Das tat ich dann, mit dem Ergebnis, Montag vier neue Reifen beschaffen zu dürfen.

Reifenangelegenheiten, Montag 23.7.

Nicht gerade frühmorgens, aber noch vor 12 erreichten wir den Reifenhändler. Der Mechaniker vom Sa. kam, kaum das wir anhielten, auf uns zu. Wir erklärten ihm, dass wir 4 neue Reifen benötigten und er doch bitte wegen der Kosten mit dem Autoverleiher telefonieren möchte. Er verschwand im Büro und kam mit seinem Chef zurück, der uns Bild Reifenschaden erklärte: "I dont talk with this guy". Wenn wir Reifen wollten, dann cash. Wir brauchten neue Reifen, also cash.
Der Mechaniker begann sein Werk, eine Frau gesellte sich zu uns und riet uns dringend, die schadhaften Reifen zu fotografieren, denn inzwischen stellte sich auch der andere Vorderreifen als defekt heraus; er hatte eine 10cm große Beule, die etwa 4cm hoch war. Alle waren schockiert. Die Frau, die wohl auch im Tourismus arbeitete, war sehr erbost: "Solch ein Verhalten diskreditiert die ganze Branche, dafür haben wir nicht jahrelang gearbeitet!"
Wir sollten doch einen ausführlichen Bericht machen und dem CTO -Central Tourist Office- zukommen lassen. So taten wir es. 4€ Telefonguthaben für die Internetrecherche waren nötig, um die Adressen zu bekommen. Nach dem Mittagessen schrieb Iris den Bericht, denn ich dann mit 4 Reifenbildern via email an das CTO und den Autoverleiher schickte.
Joachim Mallach
Sun Cameiro Appartments No. 14
Pomos
(home at: Meyers Patt 6,D-32361 Preussisch Oldendorf Germany)
Monday, 23rd July 2012
I rented a Hyundai car (aaa xxx) from XY car rental for my holiday from 7-7-2012 to 15-08-2012 (Agreement 25759). Just three days after taking the car at Larnaka Airport I went from Pomos to Kato Pyrgos, and after a short break for a drink I could not start the car again. The battery did not have any power at all, although I had been driving for about 50 minutes right before. We were able to move the car quik enough to have it start without power, so we got back to our apartment in Pomos.
So we had the battery changed on the next day by the rental company.
On Friday we had planned a trip to Lefkosia. Coming back in the afternoon we left the highway to Troodos, and the narrow street over the mountains began. In one of the endless gears the car drifted out, and the left front wheel hit a stone lying on the left border. When I heard the crash I stopped to get out and have a look, and I saw the tyre had lost its pressure. Changing the wheel by the emergency wheel I recognized the metal stripes alredy coming out of the pressureless tyre, and I looked at tghe other wheels. What a pity! You cannot go on tour over the mountains with slicks like that!
Not only the tyre, but also the rim of the wheel was hurt, so I went to a tyre service (Andreou Prodromos) in Polis on Saturday. They told me urgently to contact you because the incredible statue of the tyres would not be my fault, - it would have to be replaced and paid by XY car rental Rental. But you should know about it, - they could not give away an unsafe car, - they tried to make low prices this way.
I paid 260 Euros for the new tyres, and phoning ZZ from XY car rental they pomised to give me the money back.
Anyhow, it always takes time and makes you have stress to get the car ready again, not to mention all the phone calls and fuel you need to succeed.
I cannot reclaim the ZZ from XY car rental people to be unkind, - they are always friendly and helpful, - and they have paid the battery and have promised to pay for the tyres. But anyway it would be better to control the cars before giving them away to avoid events like that. I don't believe they will return to us the rental costs for the two days with those troubles, but that would be a gentle gesture.
To make you understand my discontentment I made some photos of the old tyres. The results are shown in the added pictures.

p.s.
To XY car rental:
Please contact me to give me back the 260€ for the tyres.
Wir saßen schon beim Abendessen, als unser Vermieter Vasilis vor der Tür stand, sein Telefon schwenkte und uns bat mit ZZ von XY car rental zu telefonieren. Weil Iris nun mal besser mit Englisch unterwegs ist, bekam sie das Gespräch aufgehalst.
Schon nach wenigen Sätzen war klar, der Mann am anderen Ende der Leitung war stinksauer. Er hatte uns doch zugesagt, die Kosten zu übernehmen, wie konnten wir nur diesen Bericht ans CTO schreiben?!
Manchmal ist es auch abseits der Schule hilfreich, Lehrer zu sein und bockige Kinder zu domtieren. Es gelang ihr jedenfalls, den Mann zu beruhigen und ihm drei Tage Mietnachlaß abzuhandeln.

Wir schrieben noch am gleichen Abend an XY car rental:
As promised by phone I'm sending you the bill for the tyres. On the paper you find the phone number of the garage, - tatattata or tututu.
For the transaction of the money here again my credit card number:

Visa XXXXXXXXXXXXXXXXXXX
valid from XX/xx/xx
OWNER: Iris Mallach

I regret if you feel accused in an unjustified way, but think about the state of the tyres: they don't get so desolate from one moment to another, - noone had a look after that for plenty of time.
When you were so angry on the wire, I felt pity with you, and I was almost thinking it wrong to contact the CTO as claimed by the tyre service. Just try to understand that it looks like a system how to keep rental cars. - If you are sure of your innocence please forgive me, - that is not a reason to be angry one with another.
It is the right way to give in and to take this as a mistake, - hope you will rent me another car for my next holiday. The little red one is nice and besides those (more or less important) bugs we really like it.
XY car rental zurück:
Hi, since our phone conversation your tyre money and 3 days hire have been deposited in your card. I again apologise and hope you find a way with another e-mail to rectify the good name of my company. Apart from a buisnessman i am also someone who travels and hires cars worldwide and never would i give a car with bold tyres to a holidaymaker who is here to relax. In my defence i drove the car for 5 minutes and didnt detect any noise or shaking and it took you 2 weeks and an accident with the rim to notice it. We have 147 cars and serve 6500 to 7000 anualy tourists and our complaints are minimal.As i said to your lovely wife on the phone, i realise the mistake was mine but i didnt deserve the emails to be sent to anyone else but me.
XY car rental are and will remain the best car hire company in cyprus and probably europe. That is reflected in youselves wanting to use us again despite the problems youve had. Please send an email back to these sites or try to get the originals deleted. Thanks ZZ XY car rental
wir an XY car rental und CTO:
Joachim Mallach
Sun Cameiro Appartments No. 14
Pomos
(home at: Meyers Patt 6,D-32361 Preussisch Oldendorf Germany)
Tuesday, 24th July 2012
Concerning my complaint about the car of XY car rental I am happy to tell you that the transaction of the money for the tyres and three days hire back to us additional were ordered promptly. Mr. ZZ apologized kindly for his mistake and assured he really would not have noticed the bad tyres, - so everything is to our satisfaction and there is no more reason to think about that incident.
It is not necessary to contact the XY car rental Company from your organisation, - they have ruled it in an adequate and decorous manor. So we can all forget about it. If you keep your mails on the computer, please delete them to take suspicion of XY car rental.

Many thanks anyway
J. Mallach

Jetzt fuhr das kleine rote Auto auf sicheren Reifen.

Bad der Afrodite

Dienstag, ein Tag wie geschaffen, die neuen Reifen auszuführen. Da my lovely wife nach soviel Kompliment auf Wolke sieben war (Anmerkung Iris': stimmt übrigens nicht; ich habe mich nur gefreut, dass ZZ von XY car rental sich entschuldigt hat und seinen Fehler zugegeben), schien ein Besuch von Afrodites Bad genau richtig. Die Fahrt ging über Polis und Latsi.
Latsi ist ein Ort mit einem schönen Strand, breit genug für drei Reihen Sonnenschirme. Alle Sonnenschirme und Liegen sind natürlich für die Besucher zahlreicher Verköstigungsbetriebe gratis. Ebenso darf der für das Zuhausegefühl wichtige britische Supermarkt nicht fehlen. Gut, dass wir noch keinen Weißwurststand gefunden haben.
Das Bad der Afrodite ist eine Grotte mit Wasserfüllung und Wasserfall. Das haben sie bestimmt in Bayern diesem Schloss Neuschwanstein abgeschaut, jedoch hier ohne Badeerlaubnis, also nichts ist mit der ewigen Jugend. Der Weg zur Grotte geht auf einem schön angelegten Weg durch einen Botanischen Garten, der sich mit der ansässigen Flora beschäftigt. Sehr britisch wirkt das Ganze, mit klar abgegrenzten Wegen und reichlich erklärender Beschilderung. Der Weg führt bergauf zur Grotte und von da zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man die Küste über Polis hinaus sehen kann.
Hin und wieder kam eine Gruppe Touristen vorbei, teils stehend, damit sie den Staub des voran Fahrenden besser inhalieren konnten. Sie fuhren auf der Schotterpiste auf das Naturschutzgebiet Akamas zu. Weit müssen sie aber nicht gekommen sein, denn sie kehrten schon bald zurück.
Wir kehrten auch zurück, einkaufen und schwimmen gehen, aber ohne den Staub der großen Freiheit.

Agii Anargeri

Mittwoch durfte es ein kleiner Ausflug sein, also etwas in der Nähe. Ein Kloster unweit von Polis wäre wohl das passende Ziel. Im ersten Anlauf verpassten wir die Abzweigung und wendeten nach einem Kilometer. Im zweiten Anlauf schafften wir es immerhin zu einer Kirche Agia Ekaterini. Der dritte Anlauf endete im Dorf Miliou, kein Mensch zu sehen, das einzigste Restaurant, Cafe oder was auch immer war, hatte geschlossen. 'Monday closed' stand daran, hatten wir nicht Mittwoch?
Bild Polis Supermarkt Eine Autofahrerin erbarmte sich und wies uns den Weg zurück.
Unser vierter Anlauf endete mangels Wegweisern an einem Hotel, um wieder nach dem Weg zu fragen. Das Ergebnis war ernüchternd. Das noble Hotel war das kommerzialisierte, aber dennoch stilvoll und anmutig restaurierte Kloster, von dem nur die Kirche und der Baustil übrig blieb. Sehr nobel, aufgeräumt und einladend aber nichts für möchte gern Bildungstouristen. Wir taten das, was in solchen Fällen immer hilft, fürs Abendessen einkaufen und dann schwimmen gehen.

Donnerstag, 26.7. - Pafos

Manchmal ist ein Toilettenstopp eine nützliche Angelegenheit, nicht nur für das Offensichtliche.
In Anlauf auf die türkische Altstadt von Pafos führte uns der Weg an einem großen Supermarkt mit ebenso großem Parkplatz vorbei. Große Supermärkte haben immer Toiletten, eine brauchten wir dringend. Von dort aus konnten wir mit Navit und OSM auf dem Telefon wieder eine Punktlandung hinlegen, direkt neben der Moschee, die leider nur von außen zu besehen war.
Um die Moschee herum gab es viele kleine Geschäfte und einen richtigen Basar, in dem aber hauptsächlich Souvenirs angepriesen wurden. Ein Gewürzgeschäft und zahlreiche Textil- und Stoffhändler rundeten das Angebot ab.
Zur Mittagszeit hielten wir nach einer Erfrischung und Imbiss Ausschau. Was sich uns hier bot, war das typische Angebot mit dem Besondere-Orte-Aufschlag. Doch da gab es noch den Nebeneindruck, der Supermarkt mit Toilette hatte auch eine Cafeteria - nichts wie hin.
Es hatte sich gelohnt, nicht nur in preislicher Hinsicht. Wir standen noch etwas unschlüssig am Eingang, da rief uns winkend eine Angestellte an die Kasse und begann, die möglichen Speisen vorzustellen. Für Sebastian und mich lief es auf einen großen Toast mit Haloumi und Tomaten heraus, Iris bekam einen frisch gemachten Tomaten-Gurken-Salat.
Als wir gingen, schaute die Köchin aus der Küche heraus und fragte, ob es uns geschmeckt habe, - wir versicherten ihr, das habe es, und wie.
Nach dem Essen standen noch die Königsgräber auf dem Programm; jeder weiß zwar, dass nie Könige in den Gräbern gelegen haben, aber es klingt halt so schön. Wie sollte man es auch nennen, Reiche-Leute- und Offiziers-Gräber vielleicht?
Die Anlage ist ein weitläufiges schattenloses Staubareal, auf dem in gut 100m Abständen Treppen in den Untergrund zu den Grabkammern führen. Die aber sind wirklich sehenswert. Große Räume werden von Säulenreihen eingefasst, Nebenräume mit Grabkammer erweitern die Gräber nach unten. Hin und wieder fehlt die Decke, ob bewusst oder nicht, die so entstandenen Inneräume mit den Säulenreihen bekommen dadurch die Leichtigkeit eines Atriums, und das in der Unterwelt.
Leider war die Besichtigung ein schweißtreibendes Auf und Ab in nachmittäglicher Sonne. Die Menschen stolperten durch die Gänge und litten genau wie wir unter der Anstrengung. Doch zum Schluss gab es noch ein echtes Highlight, der Wasserhahn am Ausgang, vor dem ein Wärter in langen Hosen mit glänzenden schwarzen Schuhen Sträucher zurückschnitt.Der Mann hatte weder Schweißtropfen auf der Stirn, noch war auf seinem Hemd der geringste Schweißfleck.
Rosmarin? Quatsch, sagte meine Frau, das riecht doch jeder, - Basilikum! Ich Bild Polis Tanke fragte; natürlich hatte sie Recht.
Auch dieser Tag endete mit einer Stunde im Pool - schöön.

Mittlerweile freut sich der Tankwart, uns zu sehen, erkundigt sich nach dem Befinden oder zählt Besichtigungsmöglichkeiten auf. Im Supermarkt fragt auch schon die eine oder andere Verkäuferin an der Obstwaage nach unserem wie und wo.
Eine Verkäuferin wohnt nicht unweit unseres Quartiers, wir kommen auf unseren Abendrundgängen regelmäßig an ihrem Haus vorbei. Sie sitzen dann meistens draußen, winken uns zu oder laden zum Verweilen ein.

Samstag 28.7.

Das Baden am Strand bei kräftigem Wind und Wellengang hatten Iris und Sebastian schnell über, es gab zu wenig Standfestigkeit und zuviel Wasser zu schlucken. Zum Trost machten wir noch an einem Feigenbaum halt, die Früchte waren nun soweit. Nach einigen Minuten kam eine Frau angelaufen, ich dachte mir, oh-weh wir haben den falschen Baum erwischt. Doch nein, ganz falsch interpretiert, sie hatte eine Tüte in der Hand und fing an, Iris bei der Suche nach reifen Früchten zu helfen.
Ein Mann schaute dem Treiben zu, verschwand kurz und kam mit einer großen Schüssel voller Feigen dazu, viele der reifen Früchte wechselten aus der Schüssel in Iris Beutel und anschließend in unseren Bauch.
Herrliche sind diese Früchte, wenn sie richtig reif gepflückt werden.

Dienstag 31.7.

Das Kloster Kykko und zweimal Weltkulturerbe in Gestalt zweier Kirchen hatten wir uns für diesen Tag vorgenommen. Das bedeutete eine 200 km-Fahrt ins kurvenreiche und dünn besiedelte Troodos-Gebirge mit einer Geschwindigkeit um die 30 Km/h und um die 50km/h in der Ebene. Die Fahrt führte zunächst an der Küste entlang an der türkischen Enklave Kokkina entlang.
Vor uns ein Laster mit Säcken hoch bepackt und dürftig gesichert. "Das müssen wir fotografieren, das hält besimmt nicht mehr lange, fahr doch mal dichter heran". Na, dachte ich mir, ich fahre dichter auf und so ein Sack macht sich selbstständig. Als hätten sie es gehört, purzelten gleich drei Säcke von der Ladefläche. So wie sie flogen, konnten sie nicht schwer sein. Da wir nicht schnell und vorbereitet waren, gelang die Bremsung ohne Zusammenstoß, und der Laster fuhr gemächlich weiter. Heftiges Hupen halfen dann doch, er hielt an, wir fuhren weiter.
Nach etwas über zwei Stunden und 80km in fast menschenleerer Gegend hatten wir das Kloster Kykko erreicht, voller Freude über die vielen Läden, Busse, Imbisse und Besucher.
Das Kloster selbst liegt wohl auf 1100m, es ist das reichste und bekannteste Kloster Zyperns. Viele Besucher kommen nicht nur, um zu schauen, es ist tiefe Gläubigkeit und vielleicht auch die Hoffnung auf ein kleines Wunder, das ja jeder mal nötig hat. Wer immer es einrichten kann, lässt sein Kind hier taufen. Unser Reiseführer berichtete von regelrechten Taufstaus, wenn am Wochenende dutzende Kinder getauft werden, nach Geschlechtern getrennt, versteht sich, denn wer im gleichen Taufbecken schwamm, darf einander nicht heiraten.
Das Kloster selbst präsentiert sich in bestem Zustand, die vielen Spenden sorgen für die finanzielle Basis. Die Gänge sind überreichlich mit wandhohen Mosaiken verziert. Die Kirche strotzt vor Gold, an den Leuchtern, den Ikonenrahmen, den zwei großräumigen Spendensammelbehältern (1 m * 0,5 m * 0,7 m) und der Ikonostase. Das ist ohnehin so eine Sache für sich, permanent wandern Besucher daran vorbei und küssen die Ikonen, mir einem Wunsch im Herzen. "Schütze mich vor Infektionen" liegt stillschweigen über allen.
Leider gibt es hier keine dienstbaren Geister, die mit Sprühflasche und Tuch nach jedem Küssen wischten, also küssen, einsprühen, wischen, küssen..., wie wir es auf Tinos beobachtet hatten.
Die Ikonen blieben ungewischt und den Votivgaben, Reliquien und anderen goldenen Behältnissen, die alle in Glasvitrinen in einem Nebenraum untergebracht waren, ginge es ähnlich. Die Durchsichtigkeit der Scheiben war schon recht beeinträchtigt. Ein unablässiger Strom von Küssern, mal andächtig versunken, oder hoch konzentriert, oder auch nur flüchtig im Vorbeigehen zog an den Vitrinen vorbei und ein paar Schritte davon entfernt legte ein Priester einem kräftigen Mädchen einen Gürtel um, als Auftakt zu einer Zeremonie. Ich hätte gerne gewusst, worum es dabei ging, es ging sehr andächtig zu, nicht so ein "ich- lege-dir-mal-eben-die-Hand-auf-Segen im Minutentakt.
Natürlich gibt es noch ein Klostermuseum, 5€ p.P. und schlecht besucht, einen Klosterladen mit Wein, Schnaps und Ikonen im engeren und einen Souvenirshop im weiteren Sinn, Spiritualität ist eben nicht alles. Das gilt wohl auch für die Shops und Restaurants im Außengehege am Parkplatz. Gerade, als wir uns anschickten, weiter zu fahren, beobachte ich einen Priester, der von Laden zu Laden ging. Ich konnte den Gedanken an Schutzgeld nicht ganz unterdrücken.
Undank wäre an dieser Stelle jedoch unpassend. Sorgt doch das Kloster mit kostenloser Kutte in Lila, für jeden, der nicht keusch genug gekleidet war. Ich kann immer noch nicht ergründen, warum Sebastians-Shorts gottgefällig waren und meine nicht.
Die Reise ging weiter nach Kalopanagiotis im Marathasa-Tal zum Ag. Ioannis Lambadhistis, einem kleinen Kloster mit einer Kirche mit Weltkulturerbe-Status. Die Kirche aus dem 11. Jh. ist reichlich mit Fresken aus dem 13. bis 15 Jahrhundert bemalt. Der orthdoxen Kirche wurde zu Zeiten der Kreuzritter ein katholischer Anbau mit entsprechenden Fresken hinzugefügt.
Die Orte im Troodos sind fast so hoch wie lang, denn die Häuser müssen rechts und links der Hauptstraße den Hang hinauf und hinunter gebaut werden. Weil es in Kalopanagiotis besonders krass zu geht, konnten wir einen neuen Schrägaufzug bewundern, der das Untere des Ortes mit dem Oberen verbindet.
Letzte Station des heutigen Tages sollte die 2 km entfernte Scheunendachkirche Panagia tou Mouthulla aus dem 13.Jh. sein. Nach dem wir die Kirche endlich gefunden hatten, mussten wir feststellen, sie ist abgeschlossen. "Ich frage an dem Haus mal nach dem Schlüssel", doch statt eine Antwort auf diese wichtige Angelegenheit, zierte den Zaun um das Haus ein Schild in großen Buchstaben. "Here is no key to the church. Do not disturb me!"
Abfahren ohne hineinzuschauen, - nein, wir fuhren zurück zum Ort und fragten ein Kaffeekränzchen, das wies auf einen älteren Mann, der wie zufällig auf der Mauer saß und sich durch einen Schlüssel, der nur zu dieser Kirchentür gehören konnte, zu erkennen gab. Wir luden den Schlüsselverwahrer ins Auto und fuhren zurück. Es ist nur eine kleine Kirche, doch die alten völlig unrestaurierten Fresken waren der Mühe wert.
Der Schlüsselverwahrer bekam 5 € und einen Rücktransport - wir traten den Rückweg an. Erst jetzt fiel mir die Tankanzeige auf, mit einem Zeiger deutlich auf der Viertel-Marke. Nun ist unser Auto ein kleines mit einem ebenso kleinen Tank, jedoch mit 8l/100km ein recht durstiges Modell, und wir hatten gut 100 km Rückweg, allerdings meistens bergab. Die erste Sparmaßnahme war das Aus für die Klimaanlage.
Wir änderten den Kurs, hielten ab Stavros auf Polis zu, denn zum einen führt die Straße direkt aus den Bergen heraus, zum anderen erwarteten wir in Polis noch eine geöffnete Tankstelle.
Tanken ist im Trodoos eine Herausforderung: ich sah auf den 150 km durch die Berge nicht eine Tankstelle, auch in größeren Orten mit großer Kirche nicht. Wir erreichten Polis nicht einmal auf dem letzten Tropfen, und Benzin gab es an einer Automatentankstelle mit Geldscheineingang, den Liter Benzin für 1,32 €.
Bild Auto Ich frage mich, ob die Fahrer der hier auf Zypern so beliebten vierradgetriebenen Pickups, viele davon höher gelegt, mit Spurverbreiterung und extra breiten Reifen an geheimen Orten Treibstofffässer vergraben haben. Sicher sind Geländewagen nützlich, nicht nur auf dem Feld, sondern auch beim beliebten Picknick -wohl ein Erbe der britischen Besatzung, wie auch der Linksverkehr , doch sahen wir viele schöne Picknickplätze direkt von der Straße aus zu erreichen, auch mit schlichtem PKW. Es wird wohl so sein, was Mann braucht, braucht er eben. Eine Frau am Lenker dieser Fahrzeuge sah ich noch nicht, wohl jedoch als Fahrerin von LKW, wenn es Lasten und nicht das Ego zu transportieren gab. Aber wer weiß, vielleicht ist das Ego bisweilen auch eine Last, dann wäre es ein Transportnotstand.

Engpässe machen Fantasie

Bild Polis SuperMarkt Mittwoch 1.8., unsere Vorräte schwanden und so versuchte Iris neuen veganen Brotaufstrich zu kaufen. Zum Glück wurde es ein Fiasko, denn so kamen wir in den Genuss eines sehr eigenwilligen Ersatzes:
  1. Erdnussbutter ohne Zucker mit Tomatenmark, ein Hauch Majonaise, Salz und Paprikapulver
  2. Erdnussbutter ohne Zucker mit Taco-Sauce, doppelt konzentriertes Tomatenmark, Salz und Paprikapulver

Donnerstag, 2.8.

Eigentlich war Siesta, allein wir hatten Aufgabenteilung. Iris ist fürs Intellektuelle zuständig, sie lag auf dem Bett und löste Sudoko. Ich hielt ein Schwätzchen (mit dem Netbook) über Trodoos und Sebastian reklamierte, sein Netbook hätte eine Schraube locker. Also begann er mit einer Mehrwegzange, einem Taschenmesser und einer Mini-Reiseschere, das Netbook zu zerlegen. Bald waren Gehäuse und Bildschirm getrennt über den Tisch ausgebreitet. Nach einer Stunde, ich hatte Trodoos noch lange nicht fertig, spielte das Teil wieder, alle Schrauben waren fest, wahrscheinlich hatte es noch heimlich einen Ölwechsel bekommen.

Freitag 3.8.

"Wollen wir schwimmen gehen und vorher ein Kloster besuchen? Es sind nur 6 km Umweg, und viel zu sehen gibt es vermutlich nicht mehr. Wir sind dann bestimmt um 17 Uhr am Strand." Soweit meine Teuerste, nur dass wir auch 6 km zurück mussten, die Hälfte davon nicht asphaltiert, machte das Unternehmen etwas fraglich, zumindest, was den Zeitplan betraf. Das in einer Stunde mal eben zu machen, schien mir etwas wagemutig.
Von der Straße Polis-Pomos zweigt die F739 nach Gialia ab, direkt an einer alten Brücke. Für 3 km gibt es eine enge Straße das Tal hinauf.
Kaum war der Asphalt zu Ende, teilte sich der Pfad. Wir wählten den linken, der nach 300 m soviel Steigung bekam, die unser kleines, rotes Auto nicht schaffen konnte. Also zurück, den rechten Weg gewählt, gefahren bis vor einen Bach, der den Weg kreuzte. Durchfahren? Klar, dachte ich mir, Du hast ja 2 Mitfahrer zum Schieben dabei.
Die beiden hatten Glück, es war nicht tief genug. Dann wieder eine Gabelung, dieses mal wählte ich rechts. Wieder falsch, wir passierten einige Häuser, ohne Bewohner ausmachen zu können, stattdessen gab es ein Schild Monastery Chrisogiapatissia, - es zeigte jedoch in die Richtung, aus der wir kamen.
"Haben wir eine Karte dabei?" Schweigen - also mussten wir jemanden zum Befragen finden. Zurück an den Häuser hörten wir zwar Stimmen, aber die kamen von der anderen Tallseite zu der eine Beton-Piste führt. Zu allem Überfluss gibt es dort eine befestigte Straße, die mir nach wenigen Metern sehr bekannt vorkam. Wir waren im Kreis gefahren! Die sofort eingeleitete Suche brachte einen Anwohner ins Sonnenlicht. Wir bekamen reichlich Auskunft, eine Wegbeschreibung in den Staub gemalt, und den Tipp auf eine weitere Kirche.
Also alles wie gehabt, durch den Bach fahren aber dann links. Nach einem Kilometer gab es das versprochene Schild, das hangabwärts wies. Die Piste war befahrbar und so standen wir bald vor einer eingezäunten Ruinen. Das "no entrance" hielt uns nicht ab, wir brauchten nicht einmal über den Zaun zu klettern, das Tor war nicht abgeschlossen.
Um diese Tageszeit, wenn die Schatten länger werden, wird das Licht weicher. Um uns herum standen alte Pinienbäume mit satten, grünen Kronen, der blaue Himmel darüber und um uns die Ruinen aus gelbem Naturstein. Hin und wieder zwitscherte ein Vogel in die Stille. Hier könnte man sich hinsetzen und meditieren.
Könnte man, aber wir wollten ja noch die andere Kirche finden. Zurück am Abzweig mit Schild folgten wir dem Fahrweg. Nach einigen Kilometern Schotterpiste, die XY car rental zu Wutausbrüchen getrieben hätten, beschlossen wir, wir fahren bis um 18 Uhr, dann kehren wir um, damit wir noch vor Einbruch der Dunkelheit um 20 Uhr eine sichere Straße unter die Räder bekämen. Es kam jedoch anders - wir entdeckten einen Wegweiser und Pisten in vier Richtungen. Es standen zur Auswahl: Pomos 22 km, hier wohnten wir, Gialia 11 km daher kamen wir, Stavros und Kykkos dahin wollten wir nicht. Bevor wir 22 km Staubstraße nach Pomos fahren würden, dann doch lieber 11 km zurück. Aber zu unserem Glück gab es eine dritte Option. Sebastian hatte Pomos in unsern Telefonavigator Navit eingegeben, der schlug vor, für 2,5 km Richtung Stavros zu fahren, um dann auf die befestigte Straße Kato Pyrgos - Stavros Richtung Kato Pyrgos zu wechseln. Offensichtlich war den OSM-Karten die Staubpisten bekannt, wenn es sie auch nicht anzeigte.
Da OSM ein Freiwilligenprojekt ist, hatte wohl jemand die Strecke abgefahren, dabei die GPS-Daten gesammelt (tracking) und hochgeladen, aber bisher hat niemand die Pisten in die Karten eingemalt.
Jedenfalls war uns geholfen. Tatsächlich erreichten wir nach 2,5 km eine feste Straße, so dass wir etwas nach 19 Uhr zurück waren.
Der Nachmittag war ganz anders verlaufen als geplant, wir hatten schließlich viel Staub aufgewirbelt; trotzdem war die Fahrt in den Trodoos hinein und auf knapp 1000 m hinauf im Licht des späten Nachmittages etwas ganz Besonderes. Jeder Hang und jede Erhebung hatte seine eigene Schattierung von Grün bis hin zum Blau in der Ferne.
Mit einem Besen befreite ich das Auto noch von 15 km Piste, übrig blieb eine Spur feinen gelben Staubes auf dem Parkplatz, den der Abendwind verblies.

So. 5.8. - 3 Klöster-Rundfahrt - eigentlich waren es 4½ Klöster

Der Sonntag sollte eigentlich ein beschaulicher Tag sein, s o l l t e. Uns aber trieb es, einige Klöster zu beschauen. Zu Beginn stand Panagia Chrysorrogiatissa auf der Reiseliste. Es ist ein schön gelegenes, kleines Kloster inmitten von Wein- und Obstgärten auf der Kuppe eines Hügels. Vor dem Eingang versuchten Händler, an Marktständen Töpferware zu verkaufen(besonders interessant war eine Schweinvase, oder Vase mit Schwein, also ein heiliges Schwein) oder Nüsse, lokale Süßigkeiten aus Zucker und Trockenobst oder Plastikspielzeug aus China. Im Kloster gibt es neben dem Weinkeller auch eine Kirche, mit einer Lukas-Ikone, die den orthodoxen Bildersturm um 800 per Wunderkraft überstanden haben soll.
Wie auch immer, die Ikone versteckte sich vor mir. Wenn man sich ein Weilchen in der Kirche hinsetzt, kann man eine fast routinierte Glaubensbekundung beobachten. Die Besucher betraten die Kirche, eilten zur Jesus-Ikone, küssten sie, darauf die Maria, dann alle Ikonen auf der linken und zum Abschluss die auf der rechten Seite.
Wir begnügten uns damit, eine Kerze zu kaufen und unter geheimen Wünschen zu den anderen zu stellen. Nach dem Kloster leisteten wir uns im angrenzenden Freiluft-Kafenion Soda, Tee und kalten Kaffee für 5 €, den Blick über das weite Tal inklusive. Bis Agia Moni fehlte uns nur 1 km und die passende Weltanschauung, - hier blieb die Pforte für uns verschlossen. Die Rückfahrt sollte nun an Stavros tis Minthas vorbei zu Agia Neophytos führen. Alles schön und gut, wir hatten eine abwechslungsreiche Fahrt über die F723 dann F702 auf Tsala zu, einen Wegweiser zum Kloster gab es auch, genau einen! Es folgten reichlich Hinweise auf einen Golfplatz, der ohnehin nicht übersehen werden konnte, eine riesige Rasenfläche, die Unmengen Wasser verschlingt, dass in Zypern ja vor allem zu dieser Jahreszeit so überreichlich vorhanden ist. Das riesige Grün entbehrte jeden Spielers, nur einige bessere Autos standen vor dem repräsentativen Golf-Pavillon mit Empfangsdame. Die Straße endete ganz ohne Noblesse im staubigen Nirvana.
Also zurück, die Empfangsdame gefragt, die Iris zu den großen Panoramafenstern führte. Von hieraus konnte man nicht nur das Grün übersehen, sondern auch das Kloster.
So mit neuer Orientierung versehen, fanden wir auf Anhieb den rechten Weg zu dem verlassenen Kloster. Es lag am Rande, aber noch innerhalb des Golfplatzes eingerahmt von asphaltierten Wegen für Golfvehikel und Drahtzäunen mit den Schildern "passage only for golfers". Der Weg zum Kloster ist natürlich unbefestigt. Ob es wirklich bei dem riesigen Grün auf die paar Qudratmeter angekommen ist? Trotz fehlender Mönche zierte das Kloster ein gepflegter Garten. Nur nicht nachlassen, möchte ich dem unbekannten Gärtner zurufen, damit dieser schöne Ort nicht zu einem Ziel für Golfbälle wird.
Agia Neophytos bei Pafos ist eine Institution und damit nicht zu verfehlen. Zahlreiche gut platzierte Hinweisschilder weisen dem Suchenden den Weg, direkt auf dem klostereigenen Parkplatz mit angegliedertem Souvenirständen und Selfservice-Restaurant ohne besonderen Orte-Aufschlag. Zum Parkplatz gehört auch eine Toilettenanlage, die sich in Sauberkeit, Pflegezustand und üppiger Ausstattung in Europa nicht verstecken muss. Ich habe viele schlechtere, aber nur wenige bessere gesehen.
Das Kloster ist groß, weitläufig, aufgeräumt, an keiner Stelle leiser Zerfall.
Eigentlich sind es zwei Klöster, denn der Mönch Neophytos auf dem Wege nach Jerusalem wurde im 12 Jh. in Pafos bestohlen und beschloss, da nun mittellos, sich hier niederzulassen. Er gründete eine Einsiedelei, die bald durch zahlreichen Zuwachs zum Kloster wurde. Des Rummels irgendwann überdrüssig, zog er sich in eine Höhle in Sichtweite des Klosters zurück, um sich dort einzurichten - soweit Müllers Reiseführer Zypern von 1998. Dies wäre dann Kloster Nr.4, wenn auch mehr ein Ein-Mann- Kloster mit schönen Fresken, an denen Neophytos höchst selbst mit gemalt haben soll. Der Besuch kostete 1 € Eintritt pP, aber ohne den Verblichenen, der wurde wie andere Heilige vor und nach ihm in edle Döschen verpackt und über die Welt verstreut, um mit reichlich Wunderversprechen den Döschen-Besitzern die Taschen zu füllen.

Mittwoch 8.8.2012 - Kourion bei Limassol - Überraschungstag

Bild Kourion Eingang Zyprioten lieben es, ihre Sehenswürdigkeiten zu verstecken, oder sie mögen Schnitzeljagden. Wir starteten extra früh, so kurz nach 9, um via Polis und Paphos die 100 km nach Kourion hinter uns zu bringen. Im Zielanlauf fuhren wir mal wieder etwas im Kreis, bis wir die Ausgrabung erreichten, die zu den bedeutendsten Zyperns zählt. Da gab es eine handfeste Überraschung (Nr. 1): ein drive-in-archaeological-site. Also kauften wir Tickets, ließen uns den Schlagbaum öffnen und fuhren hinein. Leider war überall Halteverbot, bis wir zu einem großen Parkplatz auf der Höhe des Hügels kamen. Zumindest der Aufstieg in der Mittagssonne blieb uns erspart
. Kourion wurde im 14. Jh. v.C. gegründet, erlebte die Griechen, die Römer, zahlreiche Erdbeben und wurde im 7 Jh. n.C. aufgegeben, Gründe waren wohl die Überfälle von Piraten und Sarazenen. Nachdem das Gelände wie oft als Steinbruch diente, stehen heute nur noch Grundmauern, darin einige schöne Mosaike und ein restauriertes Theater für 3000 Besucher in herrlicher Lage am Hang mit Blick auf das Meer. Natürlich hat das Theater für modernen Aufführungen die nötige Lichtausstattung bekommen, was sich in der Umgebung schon eigenwillig ausmacht.
Von der besonderen Akustik dieses Theaters und somit von den Fähigkeiten ihrer Erbauer bekamen wir als besondere Überraschung (Nr. 2) ganz ohne Aufpreis einen fulminanten Eindruck:
Eine englische Reisegruppe schleppte sich schwer von der Sonne gerötet ins Theater. Plötzlich fing ein weiß gekleideter Mann ausladend zu gestikulieren an, dazu sang er nicht zu laut. Wir genossen von der obersten Reihe das Theater, seine Lage und freuten uns ob der zusätzlichen Darbietung und ihrer Verständlichkeit. Das ist die Genialität antiker Theaterbauer, 3000 Besucher zu erreichen, ohne Mikrofon, Verstärker und Lautsprechertürme.
Doch nicht genug, der Mann hatte sein eigenes MP3-Orchester (Laptop mit Boxenblock) mitgebracht und begann, eine italienische Opernarie anzustimmen, dass wir fast von der Steinbank gekippt wären. Er hatte eine ausgebildete Opernstimme und die Figur zum Heldentenor. Wen wunderte es da noch, dass er nach der zweiten oder dritten Wiederholung von den nicht mehr ganz jungen Damen der Reisegruppe auf das heftigste angehimmelt wurde. So elegant habe ich noch nie jemanden mit zum Outfit passenden weißen Handtuch nach jedem Vortrag den Schweiß trocknen sehen, ganz der Heldentenor. Dieser Musik in beschriebener Umgebung und in einer Wucht, die jedes Hörgerät überflüssig machte, konnte man sich nicht entziehen. Iris war ganz berauscht, schwebte den Rest des Tages in Watte - gut, dass der Sänger mit der englischen Reisegruppe verschwand.
"Glück ist die Fähigkeit, Zeitlosigkeit zu erleben" - ganz frei nach Hesse -, sagte sie mir, als sie wieder in Staub und Hitze des Nachmittags zurück war. "Wie konntet Ihr Euch nur um die fotografierenden Lackaffen oder um Filmen kümmern, - habt Ihr denn die Atmosphäre überhaupt nicht gefühlt?"
Der Besuch des Apollonheiligtums rundete den Nachmittag ab. Es ist schön, zwischen den Ruinen zu stehen und sich dabei die Zeit der Blüte vorzustellen, oder auch ein römisches Bad zu bewundern, mit seiner Kalt-, Warm-, Noch-Wärmer- und Heißzone.
Uberraschung Nr. 3 darf nicht unerwähnt bleiben. Wir waren die glücklichen Gewinner des kaufe-zwei-nimm-drei Nachmittages. Ich wünschte 3 Eintrittskarte, der Mann an der Kasse winkte ab, gab mir 2. Er fand, das sei genug.
Eineinhalb Stunden Rückfahrt halfen, die Eindrücke zu verarbeiten und sich auf das Abendessen zu freuen.

Dienstag, 14.8. - der Letzte

Mag es Nachlässigkeit gewesen sein oder günstige Fügung, ich hatte nicht bedacht, dass im August die Topzeit der Ferien ist, und so mussten wir unser Apartment gegen 12 Uhr verlassen. Um die 13 h bis zum Check-in zu füllen, beschlossen wir, uns im Raum Larnaca umzusehen.
Bild Hala Sultan Tekke Erster Anlaufpunkt war die Hala Sultan Tekke in der Nähe des Flughafens, inmitten von Palmen am Ufer eines Salzsees, der vom Meer gespeist wird, im Sommer austrocknet und im Winter den Zugvögeln Heimat gibt. Die Moschee ist kein Denkmal, sondern Pilgerziel für viele Moslems, denn hier soll 647 die Tante des Propheten Hala Sultan vom Maultier gefallen, gestorben und begraben sein. Dem Grab wurde später eine Moschee angegliedert und mit Unterkünften für Pilger umgeben. Es ist trotzdem ein stiller Ort, der den Besucher ganz automatisch zur Ruhe bringt.
Der nahe liegende Strandabschnitt, nur wenige Fahrminuten entfernt, ist das krasse Gegenteil. Auf gut 2 km reiht sich Disco an Disco, Restaurant an Restaurant und verbreiten einen Lärm, der die startenden und landenden Flugzeuge in unmittelbarer Nachbarschaft locker übertönt. Reihen von Sesselsitzgruppen, Liegesäcke (mit Styropor gefüllte Sitz-, Liegesessel in Sackform) und Himmelbetten. Richtig gelesen, Doppelliegen mit Gazevorhängen laden zum Gelage im Schallkegel der Disco ein, natürlich mit einem sich verbiegenden rappenden DJ auf einem Turm. Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, begegnen sich, scheinen mit viel Toleranz mit einander umzugehen. Da sind die imaginär Schönen, die gesehen werden wollen, und jene, die zum Abendbad zum Strand kommen, viele ältere Menschen dabei, die sich sicherlich an die Zeit erinnern, als Larnaca eher am Rande der Aufmerksamkeit lag, die Zeit, als die vielen schönen Strände im Norden noch erreichbar waren.
Wie aus einer anderen Welt mutet dagegen das Picknick-Areal an, das wir uns zum Abendessen ausgewählt hatten. Es liegt zwischen Flughafen und der Hala Sultan Tekke, gut besucht, von Menschen, die sich hier zum Abendessen einfinden. Ungepolsterte Holzbänke gibt es, keine laute Musik stört das Brummen der Motoren vom nahen Flughafen.
Die zähen Stunden bis zum Abflug saßen wir auf unbequemen Flughafenbänken ab. Wie um uns den Genuss zu verlängern, verzögerte sich der Start auf 4 Uhr in der Frühe. Angeblich musste zum Flug nach Larnaka das Flugzeug getauscht werden, die Mannschaft schien jedoch auffällig nervös. Nach einem Nachtmahl ging es recht schläfrig zu. Das Durcheinander in der Kabine sah den Innenansichten unseres Campers nach einer Nachtfahrt nicht unähnlich - Verknüsselte Decken und Gesichter, abgestürzte Kopfkissen und Kuscheltiere, einzelne Schuhe und umgestürzte Taschen.
Bild Wolken Kurz nach der Landung erreichte uns dann der Hinweis, wir müssten im Aussenbereich aussteigen. Das Heranschaffen der Treppe, es gab in der Tat nur eine Treppe am Notausstieg, dauerte reichlich, während draussen immer mehr Menschen zugange waren. Dann endlich ging die Tür auf, ich hoffte die paar Nasen vor uns sind flott draussen, doch weit gefehlt. Jeder der hinaus wollte, durfte es nur mit gezücktem Ausweis, der von einem Polizisten auf der Treppe kontrolliert wurden. Es ging zu, wie auf der Titanic, erst die Business, dann die Economic-Reisenden, - Kinder und Frauen wurden davon nicht ausgenommen.
Nachdem alle Reisenden das Flugzeug verlassen hatten, rückte die Polizei ins Flugzeug ein.
Was es gab, blieb uns verborgen, nur soviel, etwas später wurden zwei Flüge in die USA abgebrochen.


© ijm im August 2012