CY-8, Sourp Magar - ein Reisetagebuch

Sat, 17 Aug 2013 13:09:45 +0200
Heute leihe ich mir wieder einen Text von Iris:
Do., 15.8.,heute waren Joachim und ich zum früheren armenischen Kloster im Norden.
Sebastian war Tauchen.
Das Kloster wurde erst in den 1970er Jahren aufgegeben, danach haben die Türken aufs Brutalste alles kurz und klein gehauen. Ausgeschildert ist nichts, wir haben ins Handy die genauen Koordinaten eingegeben und uns dann den Weg ansagen lassen, so gut es ging. In Karten ist die Ruine ebenfalls nicht eingezeichnet, - für die Türken ist das immer noch ein Schandfleck und vermutlich ein sehr wunder Punkt. man will dort keine Touristen haben.
Irgendwann landet man auf einem kleinen Picknickplatz unter Nadelbäumenin ca. 700 m Höhe, dann kommt ein Schild "Sourp Magar Restaurant 2,5 km", und ein Weg führt in Serpentinen steil den Berg hinunter. Unser Thermometer im Auto zeigte 37°C. im Schatten, der Weg ging aber fast unentwegt durch die Sonne. Die Aussicht, das alles bergauf zurück laufen zu müssen, ließ Joachim ein paarmal nachfragen, ob wir das wirklich auf uns nehmen wollten. Aber so schlimm war es gar nicht, nach einer guten halben Stunde hatten wir es bis zum Kloster geschafft. Die hatten es schön dort, - durch die ganzen türförmigen Fenster ergaben sich wunderbare Ausblicke, ein wunderschöner Garten mit Springbrunnen und Obstbäumen, - was noch übrig ist, sind ein paar Stufen und Reste von Latten und Mauern, die irgendwie in die Luft ragen.
Auch das kleine, sehr einfache Restaurant, das dort noch vor wenigen jahren in Betrieb war, wurde völlig zerstört, das Bettzeug und Geschirr liegt noch herum, die beiden Kühltruhen kaputt gehauen, - welch ein Hass!
Mögen die Jüngeren lernen, damit umzugehen, um in einem gemeinsamen Zypern für einen gemeinsamen bescheidenen Wohlstand zu arbeiten; Wiedergutmachung oder Gerechtigkeit gibt es für dieses Problem nicht. Und die meisten Leute sind sich dessen wohl auch bewusst; sie haben sich eingerichtet mit den Zonen. Leider verhindert der Status Quo aber auch einen wirtschaftlichen Aufschwung und ein entspannteres Miteinander.
Wir sind jetzt um kurz vor sieben nach Hause gekommen, Sebastian ist noch weg. Ach, er scheint gerade zu kommen! Er strahlt ausnahmsweise mal, war in der Bar Frappee trinken und mit dem Laptop chatten. Ich habe gerade geduscht und werde jetzt mal Abendessen machen. Joachim ist doch ziemlich geschafft von dem Ausflug.
Als wir zum erstenmal über die Grenze fuhren, fand ich die ganzen Stacheldrahtanlagen und Wachposten auf Beobachtungstürmen ziemlich abstoßend und beunruhigend, mittlerweile ist das ganz normal, man kennt schon die verschiedenen Zöllner, alles ist ganz einfach und klar geregelt, gar nicht mehr unangenehm. Ich fange an zu verstehen, dass sich die Zyprioten so eingerichtet haben, - für sie ist die Grenze mit dem Blick auf Stacheldrahtzäune und verlassene Gebäude eben Alltag und gar nicht mehr so furchtbar. Es gibt immer noch Radikale, klar, aber die Mehrheit der Leute lebt damit ganz normal.
Nur sind sie noch nicht so weit gekommen, die Fehler ihrer Väter einzugestehen, und das werden beide Seiten tun müssen, um ein Miteinander für die Zukunft leben zu können.
Nachtrag Jo:
1997 pachtete ein Unternehmer die Ruinen, um dort ein Wandererhotel einzurichten. Reichlich Protest aus aller Welt stoppten das Vorhaben. Übrig blieb eine Cafeteria, die nun auch zertrümmert ist. Immerhin hat der Unternehmer den Schutt beiseite geschafft und die ärgsten Schmierereien an den Wänden entfernt.
Ergänzen möchte ich noch, dass wir 1,5km bergab (20min) und wieder hinauf (30min) mußten. Zum Glück ist die Straße asphaltiert, wenn sich auch an einigen Stellen schwarze Flächen, Pfützen nicht unähnlich, gebildet haben, als hätte die Straße Teer ausgeschwitzt.



Alle Bilder Sourp Magar, schon der Ort war die Mühe Wert







© ijm im August 2013