emails aus Griechenland

6.August

Wie das Leben so spielt: wir sind in Iria in der Nähe von Nafplio gestrandet, weil der Camper seit dem 25. des letzten Monats mit einem Motorschaden in der Werkstatt steht.
Erst hatte der Motor drastisch und schlagartig an Leistung verloren, dann rannte er mit Höchstdrehzahl los, blies blau-schwarze Wolken aus dem Auspuff und war selbst durch das Herumdrehen des Zündschlüssels nicht mehr zu stoppen. Ich hatte dem Spuk dann durch Abwürgen ein Ende bereitet.
Wie durch Geisterhand tauchte in kürzester Zeit ein Abschleppwagen auf, dessen Fahrer sachkundig in den Motorraum blickte, Wasser und Öl für gut befand. Darauf bot er uns den Transport zu einer Peugeot-Werkstatt in Korinthos an, - gegen 100.- Euro, versteht sich. Da die Werkstatt bereits geschlossen war und wir ein Quartier für die Nacht benötigten, nahm er uns zu dritt auf dem Beifahrersitz seines leidlich funktionsfähigen, aber um so schmutzigeren Ich-war-einmal-Lkws mit zur Werkstatt, um uns am Bahnhof zwecks Taxi abzusetzen. Seit fast einer Woche streikten - von uns, aber auch von unserem Fahrer unbemerkt - die Taxifahrer; der Taxistand war unbesetzt. Nach schier endlosen Telefonaten fuhr der gute Mann uns noch ein ganzes Stück zu einem Car Rental, das aber ebenfalls geschlossen war. Wieder Telefonieren, - heute gibt es keinen Leihwagen mehr! Nach einigem Überlegen beschloss er, uns mit zu seinem Abstellplatz zu nehmen, dort sei noch ein Kollege, der könne uns, wenn wir möchten, wieder zu unserem kaputten Bus bringen.
Er verschwand dann, mit dem vereinbarten Honorar und einem entsprechenden Trinkgeld in der Hosentasche; der Kollege war erst mal mit der Protokollierung eines Unfalls beschäftigt, den zwei Griechinnen verursacht hatten. Beide redeten wild auf ihn ein, so dass es einige Zeit in Anspruch nahm, die Sachlage zu klären. Währenddessen labten sich Scharen von Mücken an unserem Blut, wir schlugen wild um uns. Langsam wurde es dunkel, der Durst wurde immer unerträglicher, die Beine immer kürzer. Irgendwann hatte der Schlepperfahrer Mitleid und wies uns dreien wieder den Beifahrersitz zu, diesmal sogar ohne Rückenlehne. Wir bildeten eine Art Sitzturm, der in jeder Kurve und bei jeder Beschleunigungsänderung einzustürzen drohte. Der Mann war sehr begabt, er telefonierte mit 2 Telefonen und einem Funkgerät, rauchte dabei und lenkte seinen widerspenstigen Abschleppwagen, der selbst noch mehr als reparaturbedürfig war. Wir übernachteten im defekten Auto vor der Werkstatt, um am nächsten Morgen von allen Betriebsangehörigen bestaunt zu werden. Doch damit war Schluss, nachdem wir unser Anliegen vorgetragen hatten.
Sie begannen sofort nach dem Defekt zu suchen, während wir im Auto warteten. Gegen Mittag war klar: es handelte sich um einen größeren Schaden, wir brauchten eine Unterkunft und einen Leihwagen.
Bei der - durch Taxistreik und Ferienhochsaison komplizierten - Beschaffung des Leihwagens war die Werkstatt behilflich, bei der Unterkunft half das WLAN der Werkstatt. Leider konnte das Auto aber nur für zwei Tage übernommen werden, danach war es bereits anderweitig vergeben. Bezüglich des Quartiers hatten wir Glück: Nach einiger Sucherei und Telefonaten fanden wir etwa 70 km von Korinth entfernt war einen Bungalow auf einem Campingplatz, zwar abgelegen, aber direkt am Strand. Der fehlende übliche Touristenrummel und der weitläufige, meist menschenleere Strand sagten uns ausgesprochen zu, - ein durchaus lohnendes Urlaubsziel wider Erwarten, - wäre da nur nicht das Unbehagen mit dem defekten Auto.

8.August

Die Mechaniker in Korinth diagnostizierten einen Schaden einer Einspritzdüse und bestellten für 550Euro eine neue. Die bauten sie dann am folgenden Tag ein, der Tag 2 unserer Zwangspause.
Am Nachmittag stellte sich leider heraus: so konnte der Schaden nicht behoben werden. Die Werkstattleitung teilte uns mit, dass es ihnen am liebsten wäre, wir würden das Auto nach Deutschland bringen, um es zu Hause reparieren zu lassen. Damit konnten wir nun gar nichts anfangen und wandten uns an den Automobilclub. Der Mitarbeiter in Athen sprach mit den Mechanikern, die nicht willens waren, die Reparatur zu übernehmen; er stellte uns in Aussicht, eine griechische Werkstatt zu finden, die kompetent die Arbeit ausführen würde, und fand eine Peugeot-Filiale in Athen. Man würde das Auto nach Athen schaffen und sich weiter kümmern. Wir fuhren zurück nach Iria in unseren Bungalow, weit von entspannter Urlaubsstimmung entfernt.
Mittwoch gegen Abend bekamen wir dann vom ADAC die Mitteilung, das Fahrzeug würde Donnerstag morgen nach Athen gebracht. Ich könne mit dem Abschlepp- Service mitfahren und dann von der Werkstatt aus mit Bus und Bahn (immer noch Taxifahrerstreik!) am Flughafen einen Leihwagen bekommen.
Ha, wie lustig, ich habe schon in Deutschland genug Mühe, die richtige Haltestelle zum Aussteigen zu finden!
Somit schlief ich ziemlich schlecht, frühstückte knapp, fuhr dann mit guten Wünschen und einem Müsliriegel nach Korinth, um dort unseren Leihwagen abzugeben, der - wie erwähnt - schon dringend erwartet wurde. Bei meiner Ankunft an der Werkstatt war der Bus wegen seiner Größe bereits an einen LKW-Abschlepper angehängt. Na super, die erste Hürde war genommen, der Leihwagen abgeliefert und der Abschlepper da. Um 12 Uhr ging es mit einer Überraschung los. Das Innere des Abschleppwagens war aufgeräumt: keine Zigarettenreste, keine Getränkedosen, nicht einmal schmutzige Fußmatten. Die Sitze waren sauber und ohne Löcher, und das Armaturenbrett staubgewischt. Kaum waren wir losgefahren, hielt der Abschleppwagenfahrer auf der Autobahn an und wies aus dem Fenster. Wir standen auf der Autobahnbrücke über dem mir so vertrauten Kanal von Korinth und sahen auf ein großes Schiff hinunter, das von einem Schlepper durch den Kanal gezogen wurde. Nachdem ich das Ereignis angemessen gewürdigt hatte, ging es weiter. Da wir keine gemeinsame Sprachbasis gefunden hatten, packte er einen Taschenkalender aus, um mir wenigstens die numerischen Eckwerte seines Fahrzeugs vertraut zu machen.
Auf einmal hupte er, sagte "Kollega" und deutete auf einen Abschlepper, der sich an einem Fahrzeug zu schaffen machte.
Mir gelang es inzwischen per Handy, Frau K. vom ADAC klar zu machen, dass Busfahren in Athen nicht meine Sache ist. Sie versprach, das Mietauto zur Werkstatt zu delegieren. Zweimal Hupen, - ich sah schon: zwei Kollegen am Rastplatz.
Inzwischen waren wir in Athen, der Verkehr toste, und ich versuchte krampfhaft, mir zu merken, welchen Weg wir nahmen. Wir schlugen einen Haken nach dem anderen, hupten Kollegen im Gegenverkehr zu. Mein Fahrer zeigte voraus - die Akropolis - ich sagte "toll". Er zeigte nach links - Firma, meine Firma. Ich erwartete Dauerhupen, doch es ging ungehupt weiter.
Wir hielten vor einer engen Seitenstraße, links und rechts parkende Autos. Ziemlich knapp, dachte ich mir. Da bog er schon hinein, um sogleich links in eine noch engere Gasse einzubiegen. Der Mann konnte wirklich mit dem Schlepper samt angehängter Last umgehen; nicht unbemerkt von mir klappte er den Außenspiegel ein; ich sah, es war wirklich eine Zentimeterangelegenheit.
Angekommen! Wir waren da, - was würde mich jetzt erwarten? Ehe ich die Angelegenheiten bei der Annahme geregelt hatte, war der Bus abgehängt und in der Werkstatt verschwunden.

9.August

Nachdem der Bus in Athen in der Werkstatt abgeliefert war und ich dort sehr zum Erstaunen der Mann- bzw. Frauschaft den Leihwagen entgegen genommen hatte, machte ich mich auf den Rückweg. Zu meiner Freude fand ich zügiger aus der Stadt heraus als befürchtet, fuhr zunächst auf die Akropolis zu, um dort einen passenden Wegweiser nach Korinth zu finden und ihm zu folgen.
Nach zweieinhalb Stunden Fahrt war ich passend zum Abendessen zurück. In den folgenden Tagen telefonierten wir täglich mit dem ADAC, um dann am Ende der Woche (Tag 11) zu erfahren, dass wir einen neuen Motor brauchten, den vom Mutterwerk in Frankreich zu beschaffen wohl mindestens 3 Wochen bräuchte. So sagten die Werkstattleute. Frau K. vom ADAC meinte, sie wolle versuchen, in Deutschland vorrätige Teile zu bekommen, das ginge voraussichtlich schneller; ich bat daraufhin die Peugeot-Leute, sie möchten dem ADAC die benötigten Teile durchgeben, vielleicht ginge es schneller. Sie wollten es wohl tun, obgleich sie meine zuversichtlichere Zeiteinschätzung nicht teilten.
Montag morgen (14. Tag), kam vom ADAC die Nachricht, die Teileliste sei da, man würde sich in München kümmern. Gegen Abend erhielten wir die Mitteilung, die Teile seien zusammen, wir müssten nur noch 6000.-Euro Vorkasse leisten, eine Zahlung per Kreditkarte wäre aber nicht möglich.
Daraufhin musste meine Ehefrau Iris mehrmals ausgiebig mit der Deutschen Bank telefonieren, wo man ihr klar machte, dass man ihr mangels Authentifikation so ohne weiteres nicht weiter helfen könne, - Iris wusste aber weder ihre Pins und Tans noch ihren exakten Kontostand zu einem Datum vor 3 Wochen. Als letzten Versuch am Ende einer zweitägigen Nervenprobe kontaktierte sie ihren persönlichen Kundenbetreuer in unserer Bankfiliale, der Ihre Echtheit anhand der erwähnten Probleme mit Iris' Visakarte vor unserer Abreise feststellte und eine Email-Bestätigung sowie einen Rückruf als Sicherheit forderte. Aber so ging es!
Nun hofften wir, dass der ADAC zügig die Teile nach Athen bekäme, sie zügig eingebaut würden und der Bus passend zur Rückfahrt fertig wäre. In der Zwischenzeit saßen wir vor dem Bungalow, gingen schwimmen, Iris füllte eine größere Portion Sudoku-Hefte, so dass die Ersatzbeschaffung fast schwierig wurde.

13.August

Der neue Motor wurde vom ADAC nach Athen geschafft und stand am 17. Tag in der Werkstatt. Doch man glaubt es kaum: Genau an diesem Freitag legte Peugeot Betriebsferien ein; es war die Woche der Holy Trinity! Die Freude über die schnelle Lieferung wich der Kenntnisnahme des Unglaublichen und für uns Ausländer nicht Absehbaren.

26.August

Nach einer Woche entspannter Ruhe wagte ich am 22.8, das war Tag 26, morgens um 9 mal wieder einen zaghaften Anruf beim ADAC mit der Bitte, sich in der Werkstatt nach dem Beginn der Arbeiten zu erkundigen.
Kurze Zeit später kam der Rückruf: die Arbeiten seien aufgenommen und wohl schon am Dienstag beendet. Sie würden sich dann gegen 16 Uhr wieder melden. Der Dienstag kam wie gewohnt, es wurde 17 Uhr, und meine unguten Gefühle wuchsen. Übelste Vorstellungen breiten sich in meinem Kopf aus.
Dann endlich der Anruf: Nein, das Auto wäre nicht fertig, der Katalysator sei gebrochen und müsse in Deutschland besorgt werden. Der würde dann morgen, also Mittwoch, beschafft und sei spätestens am Freitag in der Werkstatt.
Ich überschlug: den Kat einbauen kann ja nicht ewig dauern, so dass wir am Freitag abend unser Auto bekämen, um rechtzeitig mit der Fähre am Montag zurück zu fahren. Es wurde Mittwoch nachmittag, das Telefon schrillte, mir fuhr schon wieder ein Schreck durch die Glieder in Erwartung neuer Schwierigkeiten. Nicht zu Unrecht, denn der ADAC teilte mir mit, die Lage sei prekär; der Mechaniker möchte nach Peugeot-Anweisung das Auto nur mit neuen Einspritzdüsen freigeben, damit der Motor sicher länger als 100 km hielte (und wir außer Landes wären). Die Einspritzdüsen seien in Griechenland zur Zeit nicht vorrätig und müssten wieder aus München eingeflogen werden, wo ja ein Kat bereits auf den Transport wartete. Da das Auto nun schon ein paar Tage in der Werkstatt stand, fragte ich den ADAC-Mann: "Ob die wohl wissen, was sie da tun?"
Er fragte sich das mittlerweile auch und wollte daher jetzt die Option Rückflug für uns und Rücktransport des unreparierten Autos nach Deutschland nicht mehr ausschließen und die Möglichkeiten prüfen. Eigentlich wollten wir vor dem Anruf gerade einkaufen, statt dessen blieben wir am Straßenrand stehen und warteten auf den Rückruf.
Rückruf: Die Werkstattleute wollen das Auto fertig reparieren und dann nach Peugeot-Richtlinien prüfen, bevor sie es abgeben. Das sei aber frühestens am Dienstag der folgenden Woche möglich. Gut, dann möge sich der ADAC aber um eine neue Passage für Mittwoch den 31.8. kümmern, wozu sich der Mitarbeiter auch sofort bereit erklärte; des Weiteren müssten wir die kurzfristige Überweisung von 2000.-Euro erledigen für die Düsen und sonstiges.
Eigentlich sollte Iris am 2.9. in der Schule sitzen, aber das wird wohl nichts. Statt wie beabsichtigt unsere Vorräte zu ergänzen, fuhren wir mit ein paar notdürftig zusammen geklaubten Kleinigkeiten zurück und waren betreten. Als ich unseren Vermieter um eine Verlängerung unseres Aufenthaltes bat, antwortete er nur "When your car is ready, we are going to celebrate."
Donnerstag passiert den ganzen Tag nichts. Aber als wir auf eine halbe Stunde dem Meer gute Nacht sagten, - natürlich ohne Telefon - , rief der ADAC noch mal an. Nach unserer Rückkehr bat ich um Rückruf, aber weil wohl in dieser Nacht viel zu tun war, warteten wir vergebens.
Freitag morgen fragte ich wieder nach. Es sei ein Missgeschick geschehen, teile man mir mit: statt des bestellten Kat sei ein Stück Auspuff in Athen angekommen, Montag sei das richtige Teil voraussichtlich in der Werkstatt. Die Sache mit der Rückpassage nach Deutschland würde wohl auch schwieriger, - am morgigen Samstag könnten sie uns mehr sagen.
Ein Direktflug sei keinesfalls mehr zu bekommen, - höchstens über Budapest und Zürich, aber für drei Personen? Wir kamen überein, dass er versuchen solle, eine andere Fähre zu bekommen, vielleicht nach Ancona, damit die Rückfahrtstrecke kürzer wäre. Während eines der zahlreichen Folgegespräche merkte der ADAC-Mann an, er würde die Buchung ab Patras statt wie ursprünglich ab Igoumenitsa vornehmen, alles schön flach unterwegs, wenn wir da liegen blieben, wäre es mit dem Abschleppen deutlich einfacher. Ich sollte das Telefon im Meer versenken, dann hätte Hiobs große Schwester kein Sprachrohr mehr!!!

p.s
Iris werden einige Tabletten knapp. Eigentlich nichts Dolles, aber sie braucht sie halt. Also frequentierte sie eine Apotheke; wie nicht anders zu erwarten, es gibt diese Pillen nicht. "Haben Sie denn kein Backpulver?" "Schon" ,antwortete der Apotheker, "aber keine Kapseln. Warten Sie, ich rufe einen Bekannten an." Er holte sein Handy heraus. "Wissen Sie die Wirkstoffmenge ?" Nein, die wusste meine Frau wider Erwarten nicht. Auch nicht schlimm, der Apotheker bzw. sein Bekannter haben Internet und wissen die richtigen Fragen einzugeben. Die Kapselhüllen wurden aus der nächsten Großstadt besorgt, der Bekannte des Apothekers hat ein Füllgerät und stellte die Tabletten her. Am Tag darauf waren die Tabletten fertig, 20 Stück für 2Euro 66.

Samstag, 27.8. - 32. Tag

Samstag morgen, die Grillen zirpten noch nicht, doch das Telefon schrillte schon. Der ADAC-Mann, - er hatte eine Fähre für uns, Mittwoch 31.8., 18 Uhr von Patras nach Bari. Immerhin, - ein greifbarer Erfolg! Die Dinge schienen sich langsam zusammen zu finden. Auf dem Campingplatz war es deutlich leerer geworden, das Ferienende rückte spürbar näher. Nur unsere griechischen Bungalownachbarn waren von erschreckender Sesshaftigkeit, machten sie jeden Morgen einen Lärm, als müssten alle Möbel gestemmt und durch Fallen lassen auf ihre Haltbarkeit hin überprüft werden. Das wäre ja im Prinzip noch nicht so schlimm, aber sie machten es bereits kurz nach Tagesanbruch. Dabei schrien sie sich an, als stünden sie 100 m auseinander mit einer vierspurigen Straße dazwischen.

Montag, 29.8. - 34. Tag

Unsere Nebenbewohner mussten um 7 Uhr in der Frühe ihre Kinder zur Ordnung rufen, von großem Geschrei und umgeworfenen Möbeln begleitet. Danach war mal wieder an Schlaf nicht mehr zu denken. Schon beim Frühstück hing unausgesprochenes Unbehagen in der Luft. Ein Unbehagen, das durch einen Anruf des ADAC eine Gestalt bekam. Kurz gesagt, es war wieder das gleiche Ersatzteil geliefert worden, so dass nun bereits zwei Auspuffrohre, aber kein Kat in der Werkstatt lagen.
Ein Kat ist ein Kat, hatte ich immer gedacht, aber so einfach ist es nicht; im Gespräch mit der ADAC-Versandabteilung in München lernte ich, das es manchmal nötig ist, Bilder zu tauschen, um das richtige Bauteil zu bekommen.
Was nun? Iris rief in der Schule an und bekam einen Aufschub bis Mittwoch, somit - nach zahllosen Telefonaten (was würden wir bloß ohne Handy anfangen?) - letzte mögliche Fertigstellung am Freitag und Fähre am Samstag, 3.9. 18:00 ab Patras. Das würde mit der Rückfahrt recht stressig; wenn wir völlig reibungslos durch kämen, könnten wir wohl am Dienstag abend zu Hause sein, eher nicht.

Mittwoch, 31.8. - 36. Tag

Ein kurzer Anruf vom ADAC brachte Klarheit, das Ersatzteil ist in der Werkstatt eingetroffen. Bis zum Abend gab es keine Änderungsmitteilung, es musste also diesmal das passende Ersatzteil angekommen sein.

Donnerstag, 1.9. - 37. Tag

Denn ganzen Vormittag warteten wir sehr angespannt, ob es noch weitere Verzögerungen geben würde. Um 14:30 gab es die Nachricht, auf die wir seit Wochen gewartet hatten - der Bus sei so gut wie fertig, nur noch einige abschließende Tests wären durchzuführen; morgen früh bekämen wir endgültig Nachricht.

Freitag, 2.9. - 38. Tag

Wir beschlossen, zeitig ohne finale Nachricht Richtung Athen zu starten, um Zeit zu sparen. Wenn wir erst mittags los fahren könnten, würde die Zeit zum Säubern und Einladen des Fahrzeugs sehr knapp und die Rückfahrt im Chaos-Bus eher unangenehm. Zwischen Nafplio und Korinth sagte uns die stets freundliche Dame vom ADAC, das Auto stehe zur Abholung bereit. Wenige Augenblicke später klingelte das Telefon erneut, - Panik, der Bus ist bei der Fahrt aus der Werkstatt verunfallt - nein, der Verleiher des Mietwagens könne das Fahrzeug nicht finden, ob wir das Kennzeichen zur Hand hätten. Nach kurzem erleichtertem Gespräch trafen wir ohne weitere Störung gegen 12 Uhr in der Werkstatt ein.
Noch eine kurze Auseinandersetzung mit dem Besitzer eines Streifens unbeparkten Straßenrandes wegen des abgestellten Mietwagens, und der Bus war wieder unser. Ich dachte, die Leute, die mit Schreibzeug hinter der Gardine lauern gäbe es nur in Deutschland, aber Europa rückt halt zusammen.
"Und der Mietwagen?" fragt die Werkstatt-Vize-Managerin. "Wird hier abgeholt." So dachte ich, so war es schon vor Tagen mit dem Vermieter vereinbart, so hatten wir es mit dem ADAC besprochen. Nur der Vermieter schien davon nichts mitbekommen zu haben, denn er rief mich am Montag an und fragte, wo der Mietwagen sei. Seit Freitag warte er auf das Fahrzeug. Nach kurzer Recherche fragte er eher rhetorisch: Wer kommt denn nun für den Ausfall auf? Aber ehrlich gestanden: das war mir zu dem Zeitpunkt ziemlich egal.
Bei der Besichtigung des defekten Motors, fiel mir in einer Ecke der Werkstatt eine auffällige Reserveradhalterung auf, die mich sehr an unsere erinnerte, denn unsere war auch nicht mehr serienmäßig. Beim letzten Reifenkauf war auch der Reservereifen gewechselt worden, neue Serienbestückung gegen Ganzjahresreifen. Leider hatte die Reserveradhalterung nur eine Benutzung ausgehalten. Der Werkstattmeister hatte Ersatz beschafft und nicht das richtige Teil bekommen. Da wir auf unserer Urlaubsfahrt planten nicht auf das Ersatzrad verzichten wollten, hatte der Meister eine LKW-ähnliche Lösung vorgeschlagen und die Halterung entsprechend modifiziert. Bei der folgenden HU hatte es diesbezüglich keine Beanstandung gegeben.
Ich wollte aber nun in Athen keine Aufregung wegen dieser Nebensächlichkeit machen und verschob meine Untersuchung auf später.
So starten wir mit besten Wünschen verabschiedet Richtung Iria zu unserem Bungalow und unserem Gepäck, stets ein Ohr Richtung Motor und ein Auge für den Drehzahlmesser, um mit dem neuen Motor im mittleren Drehzahlbereich zu bleiben.
Zurück auf dem Campingplatz musste ich dann doch nach der Ersatzradhalterung sehen, es war eine neue! Was das nun mit dem Motorschaden zu tun hat, wird wohl auf ewig ein Geheimnis der Götter im Olymp bleiben.

Samstag, 3.9. - 39. Tag

Da wir erst um 16 Uhr zur Einschiffung in Patras sein mussten, blieb noch Zeit, schwimmen zu gehen den Campingplatzmanager auf Wiedersehen zu sagen, der immer noch nicht glauben konnte, dass der Camper reisefertig war.
Die Fahrt nach Patras war wie immer, bis auf die Konzentration auf ungewöhnliche Geräusche aus dem Motorraum. Es gab aber keine Auffälligkeiten, obwohl jeder Wechsel von Straßenbelag mich zunächst hoch schrecken ließ. Ausgerüstet mit der neuen Buchungsnummer, Ausweisen, KFZ-Schein und Kreditkarte erreichten wir das Hafenbüro. Wir bekamen unsere Fahrscheine und Bordkarten, nur die Kreditkarte brauchten wir nicht - "Alles erledigt" sagte die junge Frau am Schalter. Fabelhaft!

Dienstag, 6.9.

Nach einer anstrengenden, aber ereignislosen Rückfahrt waren wir zurück daheim in P.O.

Nachbetrachtung (September 2011)

Es waren spezielle Ferien zu denen unser Sohn Sebastian bemerkte "Andere machen nur Ferien, da ist es langweilig; bei uns ist immer was los." - Es war ganz anders als geplant, aber durch die Zwangspause gleichzeitig sehr wertvoll, ein Stück geschenkte Zeit. Wir haben interessante Erfahrungen gemacht, die Mann-/Frauschaft des ADAC Athen kennengelernt, die sich höchst engagiert für uns eingesetzt hat, ohne deren Hilfe wir das Problem nicht in so kurzer Zeit hätten lösen können. Ihr Bemühen ermöglichte uns eine schöne und entspannte Zeit in Iria. Nie habe ich bei den vielen Telefonaten mit dem ADAC-Team Ungeduld oder Genervtsein gespürt, stets war unser persönliches Befinden den Mitarbeitern die Nachfrage und einige aufmunternde Worte wert.
Ihnen allen ein ganz herzliches Dankeschön für Ihren Beistand und Einsatz; die Organisation kann stolz sein auf ein so erfahrenes, gut eingespieltes und einsatzbereites Team!

Nachbetrachtung 2 (März 2012)

Natürlich habe ich bei Peugeot nach Kulanz gefragt. Schon die Bearbeitung dauerte Monate, um dann in einer Ablehnung zu münden.